Ultraschall im Rettungsdienst?!

In den letzten Jahren hat die Industrie kleine, batteriebetriebene Ultraschallgeräte vorgestellt, deren Anwendung nun auch im Rettungsdienst denkbar ist.

Parallel dazu haben einzelne Zentren Konzepte entwickelt, die einen Paradigmenwechsel bei der Notfalluntersuchung mittels Ultraschall einleiten:

Nicht die umfassende detaillierte Untersuchung ist das Ziel, sondern die schnelle und gezielte Suche nach notfallmedizinisch relevanten Befunden im Sinne einer „Mustererkennung“.

Diese Form der Sonografie ist in den Ablauf einer präklinischen Versorgung ohne Zeitverlust zu integrieren und führte im Rahmen von Studien [1,2,3] zu einer differenzierteren und schnelleren Versorgung, besserer Eingrenzung von Differentialdiagnosen, gezielter Auswahl des geeigneten Zielkrankenhauses und zum schnelleren Ablauf der Krankenhausversorgung durch Voranmeldung.

 

Zwei Konzepte, die auf die Belange des Rettungsdienstes zugeschnitten sind, sollen hier kurz vorgestellt werden:

 

p-FAST ist eine Abwandlung der Schockraum-Ultraschall-Diagnostik bei Traumapatienten, die in Frankfurt entwickelt wurde [1]. Die „präklinische fokussierte abdominelle Sonografie beim Trauma“ umfasst die strukturierte Untersuchung des Bauchraumes und des Thorax auf freie Flüssigkeit bzw. einen Pneumothorax. Die Untersuchung ist innerhalb von zwei bis drei Minuten durchführbar. So lässt sich die Zahl der infrage kommenden Differentialdiagnosen beim Trauma schon präklisch eingrenzen.

 

FEEL Das Sonografie-Konzept zur Echokardiografie wurde von Breitkreutz und Mitarbeitern 2007 vorgestellt [3]. Die „Focused Echocardiography for Life Support“ erweitert in der sog. Peri-Reanimation die Möglichkeiten zur Erkennung reversibler Ursachen, die durch klinische Untersuchung und EKG allein nicht gestellt werden können. Hierzu gehören beispielsweise das Erkennen einer rechtsventrikulären Belastung bei Lungenembolie, einer „pulslosen elektrischen Aktivität“ (PEA) oder eines Perikardergusses. Auch zur Differentialdiagnose der Hypotension – wie z.B. der Hypovolämie oder einer kardialen Ursache – leistet die Sonografie wertvolle Dienste.

 

Der Einsatz von Ultraschall im Rettungsdienst ist in speziellen Schulungen leicht erlernbar. Die jeweils eintägigen Kurse vermitteln die Konzepte im wesentlichen durch praktische Sonografieanwendung. Gelegenheiten, das Erlernte im klinischen Alltag präsent zu halten, gibt es viele. Die wachsende Verbreitung von Ultraschall im Krankenhaus, die Kompaktheit der Geräte und nicht zuletzt die immer umfassendere Ausbildung von Studenten in zum Teil mehrwöchigen Ultraschall-Kursen machen die Sonografie immer mehr zu einem Alltagsinstrument, das auch in den Rettungsdienst einziehen könnte.

 

Bei sinkenden Preisen der immer kompakter werdenden Geräte könnte in Zukunft deren Verfügbarkeit dazu führen, dass der Griff zum Schallkopf so selbstverständlich wird wie der Griff zum Stethoskop.

 

 

Dr. Martin Mühlmeyer

Regionalbeauftragter Reg. Bez. Münster der AGNNW

 

Dr. Andreas Bohn

Stv. Vorsitzender der AGNNW

 

Literatur:

1. Walcher F, Weinlich M, Conrad G et al. Prehospital ultrasound imaging improves management of abdominal trauma. Br J Surg 2006; 93: 238–242

2. Kirkpatrick AW, Sirois M, Laupland KB, Liu D, Rowan K, Ball CG, Hameed SM, Brown R, Simons R, Dulchavsky SA, Hamiilton DR, Nicolaou S. Hand-held thoracic sonography for detecting posttraumatic pneumothoraces: the Extended Focused Assessment with Sonography for Trauma (EFAST). J Trauma 2004; 57: 288–295

3.Breitkreutz R, Walcher F, Seeger FH. Focused echocardiographic evaluation in resuscitation management: concept of an advanced life support-conformed algorithm. Crit Care Med 2007; 35 (Suppl 5): S150–S161Breitkreutz 2007

 

Link:

www.notfallsonographie.de