Fall des Monats Juni 2013

Alarmierungsmeldung:

weibliche Patientin mit Herzinsuffizienz

Nachforderung durch hausärztlichen Notdienst

Situation vor Ort:

5 min nach Alarmierung  Eintreffen des Notarzteinsatzfahrzeuges am Einsatzort (Zweifamilienhaus). Der Sohn der 78-jährigen Notfallpatientin führt das Rettungsteam in die Wohnung.

Er berichtet, dass seine Mutter sonst noch relativ gut mobil gewesen sei. Seit drei bie vier Tagen schwächele sie aber spürbar und sei kaum aus dem Bett zu mobilisieren. Seine Mutter sei Schrittmacherpatientin. Noch vor ca 1 Woche sei sie in der kardiologischen Praxis vorstellig gewesen zur Schrittmacherkontrolle. Bei der Kontrolle des Aggregates sei angabegemäß alles okay gewesen. Der Schrittmacherausweis sei aber bedauerlicherweise in der Praxis liegen gelassen worden und würde nun per Post zugeschickt.

Gestern sei noch der Hausarzt zum Hausbesuch gebeten worden und habe aufgrund von zunehmenden Beinschwellungen ein Diuretikum verordnet. Im gesamten heutigen Tagesverlauf sei die Notfallpatientin auffällig müde und schlapp gewesen und war kaum zum Essen und zum Trinken motivierbar.

 

Daraufhin Telefonat mit dem hausärztlichen Notdienst. Dieser sei vor ca. 30 Minuten hier vor Ort gewesen. Er habe aufgrund von erheblichen Beinschwellungen dringend zur weiteren Krankenhausüberwachung geraten und die Rettungsleitstelle alarmiert. Es liegt ein Einweisungsschein vor.

Diagnose auf dem KH-Einweisungsschein: Dekompensierte Herzinsuffizienz.

Puls und Blutdruck seien vom Arzt nicht gemessen worden. Der Hausärztliche Notdienst ist nicht mehr vor Ort aufgrund eines weiteren Folgetermins.

 

Erstbefund:

Eine 78-jährige Patientin liegt mit leicht erhöhtem Oberkörper im Bett. Sie ist schläfrig aber auf lautere Ansprache noch erweckbar. Befragt nach Beschwerden gibt sie an, dass sie hin und wieder schlechte Luft bekommen würde. Es besteht eine deutliche Unterschenkelödembildung  bds. Keine feuchten Rasselgeräusche hörbar. Gering erhöhte Atemfrequenz.

 

Blutdruck: 95 / 60 mmHg

Frequenz: 65 / Minute

SaO2 : 89 %

Atemfrequenz: 14 / Minute

 

Nach Anlage eines Intravenösen Zugangs und Sauerstoffgabe  Gleichzeitig Abfrage von weiteren Erkrankungen der Patientin durch den Notarzt:

Das Vorliegen einer koronaren Herzkrankheit / abgelaufene Myokardischämien und das Vorliegen einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung werden vom Sohn verneint.

 

Das abgeleitete EKG zeigt den nachfolgend abgebildeten Befund.

3 min später wird das nachfolgende EKG abgeleitet:

Diagnose  ?

weiteres Procedere ?

 

One thought on “Fall des Monats Juni 2013

  1. Bei Sichtung der beiden EKG-Sequenzen zeigen sich insbesondere bei der zweiten (später abgeleiteten) EKG-Sequenz trotz Herzfreqenzabfall um 30 / Min keine Schrittmacheraktion. Somit muss – trotz mitgeteilter unauffälliger Schrittmacherkontrolle vor 5 Tagen – von einer (wie auch immer bedingten) Schrittmacherfehlfunktion ausgegangen werden. Nach Anlage eines intravenösen Zugangs erfolgt die zweimalige intravenöse Applikation von Atropin , woraufhin sich die Frequenz langsam von 30 / Min auf 55 / Min steigern lässt. Der Patient kann mit stabilen Vitalparametern in das nahgelegene Krankenhaus mit kardiologischer Abteilung gebracht werden, in der die Schrittmacherimplantation seinerzeit durchgeführt worden war. Die klinische Diagnostik ergibt letztendlich eine Sondendislokation des Schrittmachers. Es erfolgt die operative Revision und Neuplatzierung der Sonde. Der Patient kann nach dreitägigen stationären Aufenthalt in gutem Allgemeinzustand aus der stationären Behandlung entlassen werden Dr. Gerrit Müntefering Arzt für Chirurgie/Unfallchirurgie/Notfallmedizin Lessingstraße 26 47445 Moers

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