Mechanische Reanimationssysteme

21. April 2014 ►

Neue Studienergebnisse zu LUCAS und Autopulse liegen vor.

Zwei neue, lang erwartete Studien zu mechanischen / automatischen Reanimationssystemen sind nun publiziert und geben wichtige Hinweise zum Einsatz dieser Geräte. Bislang fehlten eindeutige Studienerbebnisse zu diesen Geräten. Eine vorausgegangene Studie wurde wegen schlechterer neurologischer Ergebnisse in der Gruppe der automatisiert Reanimierten sogar vorzeitig abgebrochen.

LINC-Studie
Bereits im Januar diesen Jahres erschien im JAMA die Veröffentlichung: Mechanical chest compressions and simultaneous defibrillation vs conventional cardiopulmonary resuscitation in out-of-hospital cardiac arrest: The LINC trial. Die Studie untersuchte, ob mechanische Thoraxkompression mit dem LUCAS inkl. Defibrillation während der Kompression verglichen mit konventioneller Herz-Druck-Massage das Überlebensergebnis nach Reanimation verbessert. Multizentrisch wurden in Schweden, Großbritannien und den Niederlanden über 2500 Patienten eingeschlossen.
Das 4-Stunden-Überleben und das 6-Monats-Überleben mit gutem neurologischem Ergebnis wurden untersucht: Nach vier Stunden lebten in der LUCAS-Gruppe 307 Patienten (23.6%), in der manuell reanimierten Gruppe 305 (23.7%). Ein gutes neurologisches Ergbnis nach 6 Monaten zeigte sich bei 99% der Überlebenden in der LUCAS-Gruppe und in 94% der Fälle in der konventionell reanimierten Gruppe. Dieser Unterschied war nicht signifikant, könnte also zufällig entstanden sein. Die Autoren schlussfolgern: "Mechanical CPR using the LUCAS did not result in improved effectiveness compared with manual CPR."

Link zum Abstract: http://jama.jamanetwork.com/article.aspx?articleid=1774037

CIRC-Studie
Am 15. März erschienen in der Zeitschrift Resuscitation die Ergebnisse des CIRC-Trial (Manual vs. integrated automatic load-distributing band CPR with equal survival after out of hospital cardiac arrest. The randomized CIRC trial). Prof. Lars Wik hatte auf der AGNNW-Jahrestagung 2013 in einem Vortrag bereits Details der Studie vorgestellt. Auch diese Studie verglich manuelle CPR mit einem automatischen System, hier dem Autopulse-System. Randomisiert wurden über 4000 Patienten in drei US-Rettungsdiensten und an zwei europäischen Standorten eingeschlossen. Es wurde untersucht, ob die Patienten lebend das Krankenhaus verließen oder starben.
In der Autopulse Gruppe verließen insgesamt 196 Patienten lebend das Krankenhaus (9.4% Überlebensrate). In der Gruppe der manuellen Reanimation sogar 233 (11.0%). Die sog. Odds ratio für das Überleben mit dem Autopulse gegenüber manueller CPR lag bei 1.06 (95% CI 0.83-1.37), es war also gleichwahrscheinlich zu überleben, unabhängig von der gewählten Methode.
"Autopulse-CPR resulted in statistically equivalent survival to hospital discharge" ist die Zusammenfassung der Autoren um Prof. Lars Wik.

Link zum Abstract: http://www.resuscitationjournal.com/article/S0300-9572%2814%2900128-2/abstract

Was bedeutet dies?
– Mechanische Reanimationen mit den untersuchten Geräten erscheinen sicher, die Methoden können weiter genutzt werden, z.B. um unter Reanimation eine Koronarintervention durchzuführen.
– Eine Überlegenheit der Systeme zeigt sich nicht, allerdings wurden die Rettungsdienst-Teams umfassend in der Durchführung qualitativ hochwertiger Thoraxkompression geschult, teilweise wurden Feedback-Systeme eingesetzt.
– Der Anteil der neurologisch intakt überlebenden Patienten ist wieder einmal beeindruckend und zeigt uns, dass Wiederbelebung kein "Himmelfahrs-Kommando" ist!

Dr. Andreas Bohn, stv. Vorsitzender der AGNNW