Arbeitsgemeinschaft Notärzte in Nordrhein-Westfalen

Alarmierungsmeldung Dienstag nachts gegen 02:30 Uhr: Alarmierung der Rettungsleitstelle durch die örtliche Polizei-Wache, die von einem in seiner Wohnung gefallenen und wohl sturzbedingt nun immobilen Mann (primär anstelle der 112) angerufen worden war. Aufgrund der Meldung nicht erreichbaren verschlossenen Wohnungstür wird die Feuerwehr zeitgleich mit alarmiert. Situation am Einsatzort: Das NEF und der RTW  treffen 5 Minuten nach Alarmierung am Einsatzort ein. Die Polizeistreife ist bereits vor Ort. Der Einsatz der Feuerwehr ist dann aber nicht mehr erforderlich, da der Patient die Wohnungstür doch noch erreichen konnte und die Tür geöffnet hat. Im Wohnungsinneren (direkt hinter der Wohnungstür) wird ein 60-jähriger mäßig adipöser Mann in gebückter Haltung auf einem Stuhl sitzend vorgefunden. Es sind Blutspuren im Nasen- und Wangenbereich sichtbar Der Patient ist wach und ansprechbar und stärker agitiert. Es besteht eine erhöhte Atemfrequenz und der Patient kann sich nur in kurzen Sätzen artikulieren.  Er berichtet, dass er seit  3 Tagen an einem grippalen Infekt leide. Zum Arzt sei er aber nicht gegangen , sondern habe sich ein nicht rezeptpflichtiges Grippemittel in der Apotheke besorgt. Aber die seit 3 Tagen bestehende allgemeine Schlappheit habe sich nicht wesentlich gebessert. Auch das Einstellen seines vorher langjährigen Nikotinkonsums vor 3 Tagen habe die Lage nicht verbessert. Jetzt sei er vor ca. 1, 5 Stunden zur Toilette gegangen. Dort sei ihm schwindelig geworden und er sei gestürzt und mit dem Gesicht gegen das Waschbecken geprallt. Bewusstlos sei er nicht gewesen. Er könne sich an alles erinnern. Er habe dann aber schwächebedingt nicht mehr aufstehen können und  ca 1 Stunde im Badezimmer gelegen. Dann sei er in den Wohnungsflur gerobbt und habe sein Handy erreicht. Dann habe er versehentlich den Polizeinotruf gewählt. Er fühle sich sehr schlapp. Zur seiner Vorgeschichte berichtet der Patient, dass er wegen eines Bluthochdrucks bereits vor längerer Zeit einen Betablocker verschrieben bekommen habe. Ansonsten seien keine Vorerkrankungen bekannt. Er sei  kein regelmäßiger Arztgänger. Erstbefund: Die orientierende Untersuchung des Gesichtbereichs zeigt leichte Blutspuren im Nasen- und Wangenbereich mit Schürfungen ebendort, Keine aktuell aktive Blutung. Keine auffälligen Weichteilschwellungen oder Hämatome. Keine Deformierung der Nasenkontur. Keine instabiltät des Nasen- oder Gesichtsschädelskeletts. Keine Traumaspuren im Mundhöhlenbereich. Keine Hinweise auf eine Blutung aus den Gehörgängen. Auch behaarter Schädel ohne Befund. HWS und  thorakolumbale Wirbelsäule ohne Schmerzbefund. Der Allgemeinzustand des 60-jährigen Patienten ist erkennbar beeinträchtigt. Die initiale Sauerstoffsättigung liegt bei 99 % . Das Pulsoximeter zeigt eine Pulsfrequenz von 35 an. Erhöhte Atemfrequenz mit 16-18 Atemzügen / Min. Lunge auskultatorisch bds frei. RR 85 / 55 mmHg, Puls auch palpatorisch mit Frequenz um 35 / min mit leichter Arrhythmie. Erstmaßnahme: Transfer des Patienten vom Stuhl auf die Trage und Lagerung mit leicht erhöhtem Oberkörper. Sofortige Anlage eines i.v.-Zugangs. BZ-Stix von 500 mg / dl. Eine Zuckerkrankheit sei nicht bekannt. Das abgeleitete 12-Kanal-EKG zeigt den nachfolgenden Befund: Frequenz laut EKG-Monitor:  35 / Min.  RR unverändert 85 / 55 mmHg. Arbeitsdiagnose? Weiteres Procedere? Dr. Gerrit Müntefering Arzt für Chirurgie / Unfallchirurgie / Notfallmedizin Lessingstr. 26 47445 Moers

Weiterer präklinischer Verlauf des Januar-Falls:

Die beiden Teilnehmer der Forumsdiskussion sind auf dem richtigen Weg. Körpertemperatur nach vermutlich längerem Liegen auf dem Fliesenboden des Badezimmers: 35,7 ° tympanal Bei dem vorliegenden AV-Block III ° mit ventrikulärem Ersatzrhythmus wird die Pacing-Bereitschaft hergestellt (Klebeelektroden anterior-posterior) und eine großzügige Volumengabe eingeleitet. In Ermangelung von Dobutamin (nicht im Bestand der Fahrzeuge) wird eine Ampulle Akrinor langsam titriert injiziert. Daraufhin Anstieg des Blutdrucks auf 120/ 70 mmHg und Steigerung der Frequenz auf 90 / min. Das nun abgeleitete Kontroll-EKG zeigt den folgenden Befund: Weiteres Procedere?