Arbeitsgemeinschaft Notärzte in Nordrhein-Westfalen

Alarmierungsmeldung Dienstag 5:50 Uhr: 58-jähriger Mann, Verdacht auf Krampfanfall   Eintreffsituation und Vorgeschichte: Nahezu zeitgleiches Eintreffen von NEF und RTW an einem Mehrfamilienhaus im Zentrum einer Kleinstadt. Die Wohnung befindet sich in der 3. Etage. Es handelt sich um eine Wohngemeinschaft von polnischen Arbeitern. Alle Mitbewohner sind anwesend.   Der Türöffner berichtet, dass sein Kollege morgens früh zur Toilette gegangen sei. Bei Rückkehr von der Toilette sei er dann (in Gegenwart eines Mitbewohners plötzlich getorkelt, wobei die Gleichgewichtsstörung vom Kollegen abgefangen werden konnte. Auf dem Boden liegend habe der Patient dann ca. 5-7 Minuten mit Armen und Beinen gezuckt und sei nicht ansprechbar gewesen. Daraufhin erfolgte die sofortige telefonische Alarmierung der Rettungsleitstelle.   Zur Vorgeschichte kann von den Kollegen mitgeteilt werden, dass sie in der aktuellen Nacht sehr wenig Schlaf gehabt hätten, da sie mit dem PKW von der Ostregion Polens ohne nächtliche Pause in einer Tour nach Deutschland gefahren seien. Befragt zur Vorgeschichte des Patienten wird mitgeteilt, dass dieser aufgrund eines Bluthochdruckes Tabletten nehmen müsse. Eine Schachtel mit Medikamenten wird herbeigeholt: Ramipril und Bisoprolol und mehrere lose Tabletten mit einem Smilie-Aufdruck.   Erstbefund: 58-jähriger Patient auf dem Boden in Rückenlage liegend. Keine erkennbaren Traumafolgen. Der Patient öffnet auf laute Ansprache hin die Augen und blickt verlangsamt aber gerichtet in Richtung des Ansprechenden. Keine Pupillendifferenz. Pupillen bds. mittelweit bis weit. Lichtreaktion auf Licht und Konvergenz leicht verlangsamt. Blutdruck 200/100 mmHg Puls 110/min mit rhythmischer Herzaktion. SaO2: 90%. Bei der Inspektion der Mundhöhle kein sicherer Zungenbiss. Der Patient hat eingenässt.   Der Fast-Test wird versucht. Die gewünschten Manöver sind aber aufgrund der Vigilanzeinschränkung und aufgrund der Fremdsprachigkeit nur sehr schwer vermittelbar und müssen 3-mal vorgeturnt werden. Der Armvorhalteversuch ist beidseits deutlich wackelig vorführbar und mit leichter Absink- und Pronationstendenz beider Arme eingeschränkt verwertbar. Auch das Pfeifen und Stirnrunzeln können bei Umsetzungsschwierigkeiten nur erschwert beurteilt werden. Es ergeben sich Hinweise auf eine Minderbeweglichkeit der linken Gesichtsmuskulatur.   Bei engem Treppenhaus 3. Etage wird ein Evac-Chair benutzt. Beim Transfer auf dem Raupen-Rettungsstuhl muss der Patient beidseitig gestützt werden. Hierbei zeigt sich eine geringfügige Mindermobilität der linken Armmuskulatur. Der Transport im Treppenhaus ist sehr mühsam, gelingt aber letztendlich mit Unterstützung der polnischen Arbeitskollegen ohne Komplikation. Im RTW wird eine nochmalige Kontrolle der Sensomotorik im Extremitätenbereich versucht, ist aber aufgrund der eingeschränkten Mitarbeit des Patienten eingeschränkt verwertbar. Bei der Prüfung der Sensibilität meint man, dass die Reaktion auf Schmerzreiz am linken Arm etwas verzögert einsetzt.   Nach wie vor keine Pupillendifferenz bei eher weiten Pupillen. Lichtreaktion auf Licht und Konvergenz leicht verlangsamt. Vigilanz weiterhin beeinträchtigt, laute Ansprache ist notwendig. Blutdruck 190/95 mmHg Puls 105/min mit rhythmischer Herzaktion. SaO2: 91%. Bei Anlage eines venösen Zugangs am re. Handrücken spontane gerichtete Schmerzreaktion. Blutzuckerstix : 60 mg/ dl. EKG tachykard, rhythmisch mit schmalen QRS-Komplexen und unauffälliger ST-Strecke.     Diagnose ?     Zielklinik ?       Dr. Gerrit Müntefering Chirurgie / Unfallchirurgie / Notfallmedizin Lessingstr. 26 47445 Moers