Fall des Monats September 2013

Alarm um 7:00 Uhr an einem Wintermorgen für NEF/RTW zu "Suizid". Der RTW trifft nach kurzer Zeit ein, das NEF braucht ca. 15 Minuten.
Die RTW-Besatzung findet neben einem Haus eine ältere Dame in Nachthemd vor, die bäuchlings neben einer zerschmetterten städtischen Mülltonne liegt. Über der Tonne ist im 2. OG ein Fenster geöffnet, aus dem ein zerfasertes Seilende hängt. Das andere Seilende liegt als Schlinge um den Hals der Frau. Die Frau klagt über Schmerzen und spürt ihre Beine nicht. Der Ehemann berichtet, seine Frau habe langjährige Depressionen und hätte am selben Tag noch einen Termin beim Psychiater gehabt. Sie hätte sich jedoch im Bad eingesperrt und habe je 10 Tabletten Saroten und Tetrazepam geschluckt. Als er die Tür aufgebrochen habe, habe er sie noch springen sehen.

Die Patientin liegt bäuchlings. Äußere Blutungen sind nicht zu sehen. Die Pulsoxymetrie zeigt ein SpO2 von 70% und eine Pulsfrequenz von 60/min. Die Pupillen sind soweit sichtbar isokor mittelgroß und seitengleich lichtreagierend. GCS 11. Die Atmung ist pfeifend mit leichtem Stridor bei seitengleich belüfteten Lungen. Der Thorax ist stabil aber druckschmerzhaft. Das Becken ist stabil. Das Abdomen soweit beurteilbar weich. Es finden sich eindeutige Unterschenkelfrakturen beidseits mit Fehlstellungen. Die Arme werden ungerichtet bewegt. Die Beine sind schlaff. Nach Entfernen des Strickendes am Hals zeigt sich eine deutliche Strangulierungsmarke.

Nun?

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  1. Weiterer Verlauf im Fall des Monats September 2013: Die Patientin wird mit einem Stiffneck versorgt und vorsichtig achsgerecht auf den Rücken gedreht. Es erfolgt die Anlage von zwei peripheren Venenzugängen an den Unterarmen und Infusion mit Kristalloiden Die Patientin wird auf eine Vakuummatratze gelagert und in den RTW verbracht. Bei Zunahme des Stridors erfolgt jetzt eine Narkoseeinleitung mit Fentanyl und Etomidate und ein erster Intubationsversuch. Bei massivem Stimmritzenkrampf wird der Versuch abgebrochen und die Narkose weiter vertieft. Bei erneuter Laryngoskopie zeigt sich ein schnell zunehmendes massives Hämatom der Pharynxhinterwand, welches die Atemwege nahezu verschließt. Es erfolgt eine Notfallkoniotomie mitels Quicktrach, welche eine gute Beatmung ermöglicht. Nach Voranmeldung erfolgt der Transport in ein etwa 5km entferntes Traumazentrum. Hier zeigen sich neben einer massiven Quetschung der Halsweichteile durch die Strangulation mehrere instabile HWK- und BWK-Frakturen, eine linksseitige Ripenserienfraktur sowie die beidseitigen Unterschenkelfrakturen. Die Patientin entwickelt im weiteren Verlauf ein Multiorganversagen und verstirbt zwei Wochen nach dem Ereignis.

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